Neues Leben für altes Siedlerhaus
Was aus einem betagten Siedlerhäuschen werden kann, wenn Mut, Ideen und architektonisches Feingefühl zusammenkommen, zeigt ein Beispiel aus dem Lübecker Stadtteil Sankt Gertrud. Dort hat eine Familie ein Einfamilienhaus aus den 1950er-Jahren erworben und mit Hilfe eines Architekturbüros zu neuem Leben erweckt. Heute steht das modernisierte Gebäude selbstbewusst in einer Nachbarschaft, die sonst eher von großbürgerlichen Bauten geprägt ist – klein, aber mit Charakter.

Der Weg dahin war nicht ganz einfach. Ausgangspunkt war eine 80-Quadratmeter-Altbauwohnung mitten in Lübeck. Als die beiden Töchter größer wurden, wuchs der Wunsch nach mehr Raum und einem Garten. Doch im Umkreis der Altstadt ist der Immobilienmarkt schwierig. Umso größer war die Freude, als sie auf das freistehende Häuschen mit 140 Quadratmetern Wohnfläche und einem 1000 Quadratmeter großen Grundstück stießen – sanierungsbedürftig, aber mit enormem Potenzial. Zwar war schnell klar, dass das Haus nicht im aktuellen Zustand bewohnbar war: dunkel, ungedämmt und energetisch überholt. Aber genau das war auch die Chance.

In Zusammenarbeit mit dem Büro Mißfeldt Kraß entstand eine umfassende Sanierungs- und Umbauplanung. Ziel war es, den Bestand zu bewahren und zugleich an moderne Wohnbedürfnisse anzupassen. Besonders wichtig war der Familie, dass jedes der beiden Kinder ein eigenes Zimmer bekommt. Außerdem sollten ein großzügiger Küchen-, Ess- und Wohnbereich, ein Elternschlafzimmer, zwei Bäder sowie ein zusätzlicher Rückzugsraum entstehen – also mehr, als das bestehende Raumkonzept hergab.

Die Lösung lag unter anderem unterm Dach: Der bis dahin ungenutzte Spitzboden wurde ausgebaut und mit fünf Dachflächenfenstern versehen. Damit verwandelte sich der Speicher in einen lichtdurchfluteten Rückzugsort mit Blick ins Grüne. Außenliegende Hitzeschutz-Markisen auf der Südwestseite verhindern dabei zuverlässig ein sommerliches Überhitzen, ohne den Tageslichteinfall zu blockieren.

Zusätzlichen Platz schuf ein eingeschossiger Anbau aus Holz, der nahtlos in eine neue Terrasse übergeht. Statt mit großflächigen Erweiterungen den Charakter des Gebäudes zu verwässern, setzten Architekten und Bauherren auf Zurückhaltung: Nur im hinteren Bereich wurde angebaut, die ursprüngliche Kubatur blieb im Straßenbild erhalten. Eine Gaube im Dachgeschoss wurde behutsam vergrößert, um zusätzlichen Raum zu schaffen, insbesondere für ein großes Familienbad.

Im Inneren des Hauses wurde das Raumgefüge gezielt verändert. Die Küche liegt jetzt offen neben dem neuen Essbereich im Anbau, das Wohnzimmer wurde großzügiger geschnitten. Im Erdgeschoss gibt es zudem ein Gästezimmer mit eigenem Bad. Auch im Dachgeschoss veränderte sich einiges: Die Grundrisse wurden angepasst, alte kleine Fenster durch größere Dachfenster ersetzt. Besonders praktisch – vor allem im morgendlichen Trubel – ist die Trennung von Bad und WC.

Ein Highlight im Elternschlafzimmer ist der direkte Zugang zu einer Dachterrasse, die auf dem Anbau angelegt wurde. Auch die Kinderzimmer im Obergeschoss erhielten mehr Tageslicht: Während eines durch eine große Gaube und französischen Balkon punktet, wurde das andere durch ein zusätzliches Dachfenster aufgehellt. Die Veränderungen blieben nicht unbemerkt – das neue Licht, so die Bauherrin, habe das Raumgefühl vollkommen verändert.

Bei der äußeren Gestaltung blieb vieles dem Original verpflichtet: Schmale Holzfensterprofile, weißer Putz, ein klassisches Ziegeldach. Technisch aber wurde aufgerüstet: Eine moderne Brennwerttherme sorgt für Wärme, ergänzt durch Fußbodenheizungen in allen Bädern, dem Dachgeschoss und dem Anbau. Auch bei Materialien wurde auf Natürlichkeit gesetzt – von den Böden bis zur Terrasse dominiert Holz.

Bis zum Einzug vergingen rund 14 Monate. Auf sieben Monate Planungszeit folgte eine ebenso lange Bauphase. Die Investition von etwa 300.000 Euro sehen die Bauherren als gut angelegt: Heute leben sie in einem Haus, das Licht, Raum und Geschichte vereint – modernisiert, aber nicht anonym, gewachsen statt glattgezogen.
Bautafel
Projekt: Umbau Einfamilienhaus Lübeck
Baumaßnahme: Sanierung/Spitzbodenausbau/Erweiterungsbau
Ort: Lübeck, Stadtteil Sankt Gertrud
Bauherren N.N.
Projektrealisierung: 2019-20
Baukosten: ca. 300.000 Euro
Architekt: Mißfeld Kraß Architekten, www.missfeldtkrass.de
Produkte
- 5 x VELUX Klapp-Schwing-Fenster in der Ausführung als weiß lackierte Holzfenster
- 3 x VELUX Solarfenster in der Ausführung als weiß lackierte Holzfenster
- 3 x VELUX Hitzeschutz-Markise Tageslicht
- 5 x VELUX Plissee
- 1 x VELUX Verdunkelungs-Rollo

